Montagestress

Wie wir bereits im vorhergehenden Abschnitt erläutert haben, besteht bei der Montage die Gefahr, die Außenfläche des O-Rings zu beschädigen, indem man ihn an reibenden Oberflächen oder nicht korrekt abgerundete Kanten entlang gleiten lässt. Während der Installation von O-Ringen ist bei vielen Dichtelementen zur Vermeidung von Oberflächenbeschädigungen der Einsatz von Schmiermitteln erforderlich, damit der O-Ring gestreckt und der Innendurchmesser erweitert werden kann und somit Oberflächenunebenheiten überwunden werden können. In dieser Phase wird der O-Ring sehr starken Dehnungen unterzogen. Der Dehnungswert ist korrekt zu bewerten und muss auf alle Fälle unter der Dehnungsgrenze der Mischungen liegen, damit permanente Verformungen vermieden werden, die die Dichtungskapazität des Elements beeinträchtigen. Diese Gefahr ist verstärkt bei O-Ringen mit kleinem Innendurchmesser vorhanden. Wenn die bei der Montage auftretenden Dehnungen erhöht sind, kann der Ring, auch wenn nicht die Grenze der elastischen Verformung erreicht wurde, eine gewisse Zeit brauchen, bevor er seine ursprünglichen Abmessungen wieder aufweist. Es ist zu empfehlen, diese elastische Trägheit bei automatisierten Montagesystemen zu berücksichtigen.

Ein weiterer physischer Stressfaktor, der auftreten kann, ist die Drehung des O-Ring-Querschnitts, wenn der Ring bei der Montage auf einen Gleitwiderstand stößt. Dieses Problem tritt verstärkt bei O-Ringen auf, die einen starken Druck auf die Dichtwand ausüben, und bei O-Ringen mit einem erhöhten Verhältnis zwischen Innendurchmesser und Querschnittdurchmesser wegen des niedrigen Torsionsfestigkeitswerts. Wenn es dem Ring nicht gelingt, den Torsionsstress zu überwinden, kann die Dichtheit des Systems gefährdet sein. Bei dynamischen Dichtungssystemen kann es zur Zerstörung des Rings wegen internen Torsionen kommen. In der Abbildung haben wir die Position der idealen Symmetrielinie auf der O-Ring-Ebene bei einer korrekt durchgeführten Montage (Abbildung 5.5a) und bei einer Montage dargestellt, die die Torsion des Rings hervorgerufen hat (Abbildung 5.5b).
Korrekte Montage der O-Ringe Abbildung 5.5
Montage der O-Ringe